Die sieben Arten der Verschwendung: Fünf Literaturtipps

Die Beseitigung von Verschwendung ist ein Ziel vieler Prozessoptimierungen. In diesem Beitrag nennt Maximilian Weidenhammer fünf zitierwürdige Literaturquellen für Studien- oder Abschlussarbeiten, die sich mit den sieben Arten der Verschwendung befassen.


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Wie sind Sie dazu gekommen, sich mit dem für die Wirtschaft wichtigen Thema „Verschwendung“ wissenschaftlich zu befassen?

Interessanterweise näherte ich mich dem Thema zunächst aus der Praxis heraus. Ich hatte einen Stellenwechsel hinter mir und konnte in meinem neuen Verantwortungsbereich prozesstechnisch bis dato schon einige Verbesserungen herbeiführen. Allerdings beruhten diese Optimierungsmaßnahmen lediglich auf meinem Erfahrungsschatz oder waren zum Teil offensichtlich. Auf Basis dieser Aktivitäten resultierte dann die Idee für meine Master-Arbeit, welche die Analyse, Identifizierung und Implementierung weiterer prozessoptimierender Maßnahmen zum Ziel hatte. Also begab ich mich auf die Suche nach einem wissenschaftlichen, methodischen Rahmen zur strukturierteren Prozessoptimierung.

Im Zuge meiner Recherchen bin ich auf das Thema Lean Management gestoßen. Schon nach kurzer Zeit begann ich mich für das Thema zu begeistern und habe mehr darüber gelesen. Insbesondere der Umgang mit Verschwendung in diesem Kontext faszinierte mich, sodass dieser letztlich einen wesentlichen Anteil in meiner wissenschaftlichen Arbeit einnahm und mich bis heute beschäftigt.

Sie haben ein Buch von Taiichi Ohno empfohlen. Es behandelt das TPS – das Toyota Production System. Wie hängt das Buch mit dem Thema Verschwendung zusammen?

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Literaturempfehlung Nr. 1


Ohno: Toyota Production System

Ich finde, um ein Thema vollständig zu durchdringen sollte man mit der Recherche immer bei dessen Ursprung bzw. Wurzel beginnen. Das Toyota Production System, wie es Taiichi Ohno konzipiert hat, ist „quasi“ der Anfang des Lean Managements und somit auch der Verschwendung und stellt ein Standardwerk in diesem Bereich dar. Neben der Schilderung einiger interessanter historischer Zusammenhänge, die zeigen aus welcher Notwendigkeit heraus das Thema Verschwendung eine so wichtige Rolle einnahm, werden auch die bestehenden Abhängigkeiten beschrieben. Dem „Verstehen“ wird in Taiichi Ohno’s Buch insgesamt eine sehr große Bedeutung zuteil, weshalb ich finde, dass es zunächst unerlässlich ist die Grundgedanken hinter dem Terminus der Verschwendung zu durchdringen, um diese anschließend korrekt in den Gesamtkontext einordnen zu können. Dieses Verständnis ist außerdem essenziell, um die Theorie zu Verschwendung effektiv in anderen Bereichen adaptieren zu können.

Woher kommt es, dass man „sieben Arten der Verschwendung“ unterscheidet? Auf wen geht diese Differenzierung zurück?

Die initiale Kategorisierung hinsichtlich der sieben Arten der Verschwendung geht auf Taiichi Ohno zurück, der diese in seinem Buch über das Toyota Production System herausarbeitet. Aus der wirtschaftlichen Notwendigkeit heraus entwickelt er sein Produktionssystem, das auf zwei Säulen basiert: Just-in-time und autonome Automation. Auf Grundlage dieser beiden Säulen leitet er jeweils die sieben Arten der Verschwendung ab.

Was sind die sieben Arten von Verschwendung? Können Sie diese kurz benennen und wo können Studentinnen und Studenten mehr dazu nachlesen?

Die sieben Arten der Verschwendung sind:

  • Fehler / Defekte, beispielsweise bei Produkten.
  • Überproduktion von nicht benötigten Gütern.
  • Lagerbestände von Gütern, welche auf Weiterverarbeitung beziehungsweise Konsumtion warten.
  • Unnötige Verarbeitungs- bzw. Bearbeitungsschritte.
  • Unnötige Bewegungen, beispielsweise von Menschen.
  • Unnötiger Transport, beispielsweisevon Gütern.
  • Wartezeiten, beispielsweise wenn Menschen auf Fertigungs-Equipment oder auf vorgelagerte Aktivitäten warten müssen.

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Literaturempfehlung Nr. 2


Womack/Jones: Lean Thinking

Einen weiteren interessanten Aspekt beleuchten die Autoren Womack und Jones in ihrer Ausarbeitung zu Lean Thinking, indem sie eine zusätzliche achte Form der Verschwendung definieren: das Entwerfen von Gütern oder Dienstleistungen, welche nicht den Bedürfnissen des Kunden entsprechen. Hinsichtlich weiterführender Literatur kann ich zum einen Lean Thinking empfehlen, hier finden sich auch etwas aktueller gefasste Erklärungen zu allen acht Verschwendungsarten, d.h. einen Schritt abgerückt aus dem Primärfokus Produktion. Zum anderen empfiehlt sich natürlich Taiichi Ohno’s Monographie: Toyota Production System. In diesem Standardwerk sind insbesondere die grundsätzliche Einführung in das Thema und die Ausführungen zu den beiden unterstützenden Säulen im Produktionssystem Just-in-time und autonome Automation sowie die Ausführungen auf welche Weise sich hieraus die Verschwendungsarten ableiten lassen sehr lesenswert.

Was sollte man lesen, um „Verschwendung“ aus Sicht des Managements greifbar zu machen?

Wichtig ist meines Erachtens zunächst den Gesamtkontext und die ursprünglichen Ziele zu verstehen. In der allgemeinen Interpretation wird oftmals mit der Reduzierung von Verschwendung im Unternehmen eine damit einhergehende Verringerung von Mitarbeitern begründet. Dies steht allerdings im Konflikt mit dem Lean-Gedankengut, in dem eine Reduzierung der Verschwendung nicht konfliktär zu den Mitarbeitern steht. Hier empfiehlt sich beispielsweise die Ausarbeitung der Autoren Womack und Jones, die diesen Sachverhalt in Lean Thinking thematisieren.

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Literaturempfehlung Nr. 3


Liker: Toyota Weg

Ebenfalls muss bei der Reduzierung von Verschwendung stets der Gesamtkontext beachtet werden, sodass diese andererseits nicht zu einer Überlastung von Menschen oder Maschinen über die natürlichen Grenzen hinaus führen. Dieses Phänomen beschreibt Taiichi Ohno als die drei „Mu“ (muda, muri und mura) und kann in Toyota Production System nachgelesen werden. Um Verschwendung erfolgreich über Unternehmensgrenzen hinweg zu reduzieren und eine Gesamtausrichtung der Wertschöpfungskette zu forcieren, lohnt ein Studium des von Womack und Jones entwickelten Modells des Lean Enterprise in „From Lean Production to the Lean Enterprise.

Zusätzlich zu den eben genannten Werken analysiert Liker, Jeffrey K. in: Der Toyota Weg – Erfolgsfaktor Qualitätsmanagement, eine substanzielle Sammlung von insgesamt 14 Management-Prinzipien, die zum Erfolg bei Toyota führten. Diese Monographie bietet neben vielen Hintergrundinformationen eine gute Zusammenfassung, welche ebenfalls die Aspekte Unternehmensphilosophie und Mitarbeiterverantwortung in den Fokus stellt.

Sie haben noch weitere Literaturquellen empfohlen. Warum sollten diese in wissenschaftlichen Arbeiten zur Verschwendung Eingang finden?

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Literaturempfehlung Nr. 5


Weiß et al.: Lean Management

Ich habe ebenfalls eine Empfehlung für das Buch Lean Management: Grundlagen der Führung und Organisation lernender Unternehmen der Autoren Weiß, Strubl und Goschy ausgesprochen, da es ein sehr umfassendes Überblickswerkt darstellt, welches den Kontext der Verschwendung sehr gut verdeutlicht. Einerseits wird das Lean-Denken im Rahmen der Unternehmensführung als Management-Paradigma ganzheitlich behandelt und eingeordnet. Andererseits werden viele Lean- als auch Verschwendungs-Forschungsthemen in einen klaren Zusammenhang gerückt und nachvollziehbar erklärt.

Welche Schlagworte empfehlen Sie Studentinnen und Studenten für deren Literaturrecherche? Gibt es Synonyme für „Verschwendung“?

Für die Literarturrecherche empfehle ich zunächst im allgemeiner gehaltenen Themengebiet des „Lean Managements“ zu recherchieren. Hier empfehlt sich auch „Verschwendung“ in Zusammenhang mit „Lean“ oder „Lean Thinking“ zu suchen. Wer zudem etwas über den Tellerrand hinauszublicken möchte sollte nach „Lean Production“ oder „Lean Enterprise“ suchen. Es existiert insgesamt viel englischsprachige Literatur, u.a. auch sehr hilfreiche Journalartikel, die man ebenfalls über die Suchbegriffe „muda“ oder „waste“ finden kann.

Welche Literaturquelle hat Ihnen bei der wissenschaftlichen Arbeit zur Problematik der Verschwendung rückblickend den größten Input gegeben und wie sah dieser aus?

Das Buch von Womack und Jones über Lean Thinking. Ihre Ausführungen zur achten Verschwendungsart zeigten mir, dass die ursprünglich von Taiichi Ohno definierten Verschwendungen nicht zwangsweise final und vollständig sind. So kam mir die Idee das Gedankengut im Kontext der vorherrschenden Globalität neu zu betrachten und ich definierte im Rahmen meiner Masterarbeit eine neunte Verschwendungsart, die globale Kosteneffizienz. Diese kennzeichnet die Verschwendung für den Fall, dass nicht alle globalen Möglichkeiten genutzt werden, um einen vorgegebenen Rahmen mit den geringstmöglichen Kosten zu erreichen.

Ebenfalls lieferten die beiden Autoren in ihrem Buch den Input für den „Lean-Management-Prozess“, der sich aus der systematischen Aneinanderreihung der fünf von ihnen beschriebenen Prinzipien ableiten lässt. Dieser Prozess bildete in meiner Master Arbeit die Basis für die Analyse von Prozess-Optimierungsmaßnahmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Literaturempfehlungen zu den sieben Arten der Verschwendung mit vollständigen bibliographischen Angaben (wegen der Links handelt es sich um WERBUNG):

Über Maximilian Weidenhammer, M.A.

Maximilian Weidenhammer beschäftigt sich seit sieben Jahren intensiv mit dem Thema der Prozessoptimierung. Zunächst war im Bereich des Applikations-Betriebes tätig, mittlerweile wendet er sein Wissen in der Finanzorganisation, insbesondere an der Schnittstelle zur IT an. Er hat im Rahmen seiner Masterarbeit eine weltweit bei Siemens im Einsatz befindlichen Vertragsmanagement- Applikation analysiert und prozessoptimierender Maßnahmen identifiziert. Anhand der Implementierung dieser Optimierungsmaßnahmen konnte er den Transfer zur Praxis herstellen. Seit seinen Recherchen im Rahmen dieser Masterarbeit beschäftigt er sich intensiv mit dem Thema Lean Management und Verschwendung und deren Anwendung in der Praxis. Mehr im Netz zu Maximilian Weidenhammer

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